Die Nordmannen
Auszug aus dem „sechsten Kompendium“ von Drogbur Bulduar – Hoher Magistrat des Magierordens – Drittes Zeitalter
Die Nordmannen sind schon ein besonderes Volk. Weit im Norden beheimatet, halten sie sich weitestgehend aus den Angelegenheiten der anderen Völker heraus.
Viele vergleichen sie, oder setzten sie sogar gleich, mit den restlichen Menschen in Alandria. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob dieser Vergleich richtig ist. Es ist zwar ohne jeden Zweifel eine nicht zu verleugnende Ähnlichkeit vorhanden, jedoch ist es schon erstaunlich, dass die Nordmannen von der Statur und Größe doch eher mit den Kaldaranern zu vergleichen sind. Viele meiner Kollegen vermuten, dass sich ihre äußere Erscheinung im Laufe der Zeit der rauen Umgebung des Nordens angepasst hätte, doch wer den Norden kennt, der weiß, dass dies nicht unbedingt begründet sein muss.
Selbst nach dem langen Studium und der Möglichkeit in ihren Reihen zu verweilen, war es mir nicht möglich herauszufinden, wie sich ihre wirkliche Abstammung herleitet. Entweder sie wollten es mir nicht sagen, oder sie wussten es tatsächlich selbst nicht.
Mit den Menschen gemeinsam haben sie, mal von der Anatomie abgesehen, dass sie, neben ihren Kriegern, ebenfalls Streiter des Lichts haben. Auch die Zauberkunst können sie erlernen, doch diese unterscheidet sich maßgeblich von der der Menschen.
Während die Menschen im Geiste Zauber formen, zum Teil auch das Wort dazu nutzen müssen, so beziehen die Nordmannen die arkanen Ströme durch Runen. Auch die Zwerge nutzen zuweilen Runen, jedoch sind diese Grundverschieden. Die Runen der Nordmannen sind mannigfaltig einsetzbar und befinden sich auf Waffen, Rüstungen und Werkzeugen. Einige von ihnen haben sie sogar in ihre Haut eingeritzt oder tätowiert.
Auch wenn ich das Glück hatte teilweise unterrichtet zu werden, so hat sich mir diese Kunst nie vollständig erschlossen. Mir scheint, als sind es nicht die Gedanken mit denen sie die Zauber wirken, sondern eher Gefühle und Instinkte. Zwar erreichen die Nordmannen damit nicht die grazile und künstlerische Anwendung wie teilweise die hohen Erzmagier der Elfen oder Menschen, jedoch haben ihre Zauber eine überwältigende Reinheit, als hätte sich die arkane Macht aus eigenen Stücken dazu entschlossen zu wirken.
Daher gehe ich davon aus, dass bei den Nordmannen, auch wenn sie von den Menschen abstammen mögen, noch etwas anderes in ihre Entstehungsgeschichte mit eingewirkt haben muss. In der Zeit meines Studiums im großen Archiv der Magier habe ich einmal von der Legende eines uralten Volkes gelesen – den Mag’runs – welche leuchtende Runen auf der Haut besessen haben sollen. Leider sind diese Ausführungen sehr vage und daher eher Vermutungen. Somit muss ich meine eigene Theorie in Frage stellen, ob die Nordmannen in irgendeiner Form von dort abstammen, oder ob dies Geschichten sind, die nach der Begegnung mit den Normannen entstanden sind. Der Grund, warum sie sich aus den meisten Angelegenheiten der restlichen Völker heraushalten ist wohl der, dass sie einst im Kampf gegen eine Übermacht der Urluka von den anderen im Stich gelassen wurden und sich ihrer Auslöschung gegenübersahen. Doch sie bestanden entgegen jeder Hoffnung und dies war wohl die Geburtsstunde ihrer kriegerischen Affinität.
Zwar würden sie selbst nie das Schwert gegen die anderen Völker erheben, seien es auch die Urluka, doch fordert man sie heraus, so sieht man sich einem Feind gegenüber, der bis zum Äußersten und all seiner Macht kämpft, bis die Bedrohung ausgelöscht wurde. So erlernt jeder Nordmann von Kindestagen an die Kriegskunst und ist jederzeit bereit in den Krieg zu ziehen. Meine Studien über dieses Volk sind noch nicht abgeschlossen.
